What is going on in the US?

You think you just fell out of a coconut tree?

Am 21.7.2024 trat der amtierende Präsident Joe Biden aus dem US Wahlkampf zurück und empfahl seine aktuelle Vice-Präsidentin Kamala Harris als neue Kandidatin für die Präsidentschaftswahl im November. 

Ein sehr erwünschter Schritt ging sowohl für die Amerikaner*innen als auch die ganze Welt in Erfüllung. Erst im Juni wurde Biden für seine schlechte Darbietung bei dem US-Duell gegen seinen Gegner Donald Trump stark kritisiert. Strack-Zimmermann (FDP) kommentierte das TV-Duell mit der Forderung nach einem*einer neuen starken Kandidat*in gegen Trump: „Dass ein Mann wie Trump wieder Präsident werden könnte, weil die Demokraten nicht in der Lage sind, ihm einen starken Kandidaten entgegenzusetzen, wäre eine historische Tragödie, die die ganze Welt zu spüren bekäme.“ Auch die US-Demokraten gerieten langsam in Panik und so forderte am 11.7. der erste demokratische Senator Peter Welch Biden zum Rücktritt auf. 

Biden konnte dem Druck, der seit dem immer weiter stieg, nicht standhalten oder entschied sich vielleicht genau deswegen gegen eine weitere Kandidatur. Barack Obama betitelte ihn in seiner Entscheidung als „patriot of the highest order“ (Patriot des höchsten Ranges) und betonte die Wichtigkeit Bidens Entscheidung in Bezug auf Trump: „Joe understands better than anyone […]  how everything […] will be at risk if we allow Donald Trump back in the White House and give Republicans control of Congress.“ (Joe weiß besser als jeder andere, was alles auf dem Spiel steht, wenn wir Donald Trump wieder ins Weiße Haus lassen und den Republikanern die Kontrolle über den Kongress geben.)

Kamala, Mamala or Brat? 

Die Person, die Trump und Republikanern genau die Chance verwehren soll ins Weiße Haus einzuziehen, ist Kamala Harris. 

Doch wer ist die neue Kandidatin für das Amt der US-Präsidentin?

Harris wurde 2021 als erste weibliche Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten vereidigt. Zuvor war sie von 2011 bis 2017 Generalstaatsanwältin in Kalifornien und danach sogar Senatorin für Kalifornien. 

Was sie so besonders macht? 

Sie ist ganz schön modern. 

Zu ihren Zielen gehören die Rechte von Schwarzen, Frauen und queeren Menschen, das Recht auf Abtreibung, die Entlegalisierung von Waffen, die Finanzierung von Kindertagesstätten und vieles mehr. Zudem ist sie selber keine typische und traditionelle Frau, da sie in einer Patchworkfamilie mit ihren Stiefkindern lebt. Damit spricht sie vor allem Minderheiten und junge Amerikaner*innen an, was sie in den sozialen Medien aufblühen lässt. Bereits nach ihrem Amtsantritt als Vizepräsidentin kursierten immer mehr Videos von ihr in den sozialen Medien. 

Vor allem die Videos, in denen sie lacht und tanzt, schmeicheln ihrem persönlichen Image. Ihre politischen Ansichten werden vor allem durch Befragungen, wie die aus ihrer Amtszeit als Senatorin mit Brett M. Kavanaugh zum Thema „Roe v. Wade“ (Meinungsverschiedenheiten zwischen Pro-Life und Pro-Choice zum Thema Abtreibung) untermauert und befeuert.

„Can you think of any laws, that give the government the power to make decisions about the male body?“ (Fällt Ihnen ein Gesetz ein, das der Regierung die Befugnis gibt, Entscheidungen über den männlichen Körper zu treffen?) Eine Frage, die sie damals den für den US-Senat nominierten Richter fragt und ihn tief ins Mark trifft. Und auch wenn Harris, wie viele andere Demokrat*innen, bei dieser Gerichtsverhandlung versagte und das Recht auf Abtreibung inzwischen im Jahr 2022 gekippt wurde, gewann Harris trotzdem, indem sie die Herzen von Hunderten, Tausenden oder sogar Millionen von Frauen nach dieser Befragung gewann. 

Diese Beliebtheit von Harris zeigt Gen-Z auch explizit wenn es um die Aufrufe im Verhältnis der online Beiträge von Biden und Harris Socialmedia Kanälen geht.

Könnte man darin Kamala‘s Stärke sehen? 

Ein nämlich großes Problem, dass der Konkurrent Trump darstellt, ist seine starke Polarisierung seiner zum Teil stark rechten und falschen Aussagen im Netz. Harris, die sozusagen Gen-Z für sich und ihre Popularität im Netz arbeiten lässt, sorgt zum ersten mal für ein fast ausgeglichenes Verhältnis im Internet. Und so befeuert nicht nur ihr nun sehr bekanntes „You think you just fell out of a coconut tree?“ Video also auch Charli XCX Tweet „Kamala IS brat“ ihrer Kampagne. 

Tim Walz als Buddy?

War Tim Walz eine gute Wahl, könnte man sich fragen, denn selbst in den USA kannten ihn vorher die wenigsten US-Amerikaner*innen. 

Der aktuelle Gouverneur aus Minnesota ist ein bodenständiger Mann. Er war Sozialkundelehrer, Football-Trainer, Soldat und Kongressabgeordneter und somit ein Mann, der an der Seite von Harris Reife und Erfahrung repräsentieren kann. Aufgrund seiner Vergangenheit könnte man auch fast sagen, er ist ein sehr republikanischer Demokrat und damit trotz seiner Unbekanntheit eine gute Wahl. Denn er vertritt Tradition, aber genau so auch Fortschritt. Und das macht ihn zu einem Mittelkanditaten, der sowohl bei Republikanern als auch Demokraten punkten kann.

Happy ever after?

Bis zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich sagen, dass Harris trotz ihres Wurfes ins kalte Wasser eine unglaubliche Chance hat, die erste Frau an der Spitze der Vereinigten Staaten von Amerika zu werden. Ihre Konkurrenz Trump wird immer ruhiger und fällt vor allem eher negativ durch Falschaussagen über Harris auf. Und trotz des Überlebens des Attentats auf ihn scheint Trump seine „göttheitsähnliche“ Beliebtheit nicht unbedingt halten zu können. So schafft er es zum Beispiel, dass bei dem Parteitag der Demokraten zum aller ersten mal auch Republikaner mit dem Aufruf „Republicans for Harris“ (Republikaner für Harris) zu sprechen kommen und Republikaner sich direkt gegen ihren eigenen Kandidaten stellen.

Wäre Trump überhaupt wählbar?

Trump geriet nach seiner Amtszeit unter starken medialen Druck, als er sich wegen einer Schweigegeldzahlung an einer Pornodarstellerin vor Gericht verantworten musste. Der Ex-Präsident soll 2016, als seine erste Präsidentschaftskandidatur anstand, Schweigegeld gezahlt und die Zahlung mit Hilfe seines Anwalts verschleiert haben. Trump musste zittern, denn nach seiner Verurteilung in dem Scheigegeldprozesses bangten er und seine Anhänger*innen damals um eine erneute Präsidentschaftskandidatur ihres „MAGA“-Helden. Denn nun ist er offiziell ein verurteilter Straftäter.

Auch der Prozess um den Sturm auf das Kapitol, bei dem Trump von der Präsidentschaftswahl ausgeschlossen werden sollte, weil er mit seinem Aufruf zum Sturm auf das Kapitol einen direkten Angriff auf die Verfassung angezettelt haben soll, ließ seine Kandidatur am seidenen Faden hängen. 

Trotz der vier Todesopfer vom 6. Januar 2021, bei denen Trump laut der zuständigen Richterin Sarah Wallac „mit der konkreten Absicht gehandelt hat, politische Gewalt anzustacheln und sie gegen das Kapitol zu richten, um die Bestätigung des Wahlergebnisses zu stören“, wurde er von keiner Wahlliste gestrichen und konnte somit bei den Vorwahlen antreten. 

Eine generelle Strafverfolgung Trumps für diesen Tag wurde mit dem Gerichtsurteil des Obersten Gerichtshof Ende Juli immer unwahrscheinlicher. Dieser sicherte mit einem neuen Urteil die Immunität eines Präsidenten, denn „[t]rifft der US-Präsident in seiner offiziellen Rolle Entscheidungen, die strafrechtlich relevant sein könnten, kann er dafür nicht belangt werden“. 

Trumps Aufruf fand am 6. Januar statt. Das offizielle Ende seiner Amtszeit war allerdings erst am 20. Januar 2021, weshalb Trump dafür sehr wahrscheinlich verschont bleiben wird.

Ein Grund zum Feiern für Trump aber ein gewaltiger Rückschritt in der US-amerikanischen Demokratie.

Bis jetzt bleibt ungewiss wie die Wahl im November verlaufen wird, es bleibt aber auf jeden Fall spannend, ob sich der Wind noch dreht. 

 

Von Leyla Ceylan

Quellen

 

deutschlandfunk.de. (2024, 7. März). Supreme-Court-Urteil zur Immunität Trumps: Folgen für die USA. Deutschlandfunk. https://www.deutschlandfunk.de/usa-supreme-court-urteil-trump-100.html

 

tagesschau.de. (2024, 28. Juni). In der deutschen Politik wächst die Angst vor Trump-Rückkehr. tagesschau.de. https://www.tagesschau.de/inland/biden-trump-tv-duell-reaktionen-deutschland-100.html

 

Hesse, M. (2024, 22. Juli). Kamala Harris said 19 words in 2018 that taught us all we need to know. The Washington Post. https://www.washingtonpost.com/style/power/2024/07/22/kamala-harris-brett-kavanaugh/

 

Baehr, J. (2024, 21. Juli). Obama offers statement of support after Biden drops out of 2024 race: „Patriot of the highest order“. Fox News. https://www.foxnews.com/politics/obama-offers-statement-support-after-biden-drops-out-2024-race-patriot-highest-order

 

Kastein, J. (2023, 6. Dezember). Gerichtsurteil: Trump darf in Colorado bei Vorwahlen antreten. tagesschau.de. https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/trump-colorado-vorwahlen-100.html

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