Am 23. Mai diesen Jahres wurde das Grundgesetz 75 Jahre alt. Zu Ehren dieses großartigen Ereignisses, dem wir eine lange Zeit in Frieden und Demokratie zu verdanken haben, riefen der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil und die niedersächsische Kultusministerin Julia Willie Hamburg einen Kreativwettbewerb aus.
Der Kreativwettbewerb „Meine Rechte, deine Rechte, unsere Rechte – was haben die Grundrechte mit mir zu tun“ erlaubte es SchülerInnen aus Grundschulen bis hin zu SchülerInnen aus der Oberstufe oder Berufsschule sich alleine, in 2er- oder 3er-Gruppen, als ganze Klasse oder Lerngruppe rund ums Thema Grundgesetz kreativ auszuleben. Dabei traten die SchülerInnen gegen Konkurrenten aus ihren jeweiligen Jahrgangsstufen an, in denen die besten zehn Teams jeweils ein Preisgeld von 200 bis 2000€ erhielten.
Als im Februar mal wieder eine große Klausurenphase wie dunkle Gewitterwolken den zeitlichen Horizont des Schuljahres bedeckten, machte Robert Emmel, der Lehrer meines Politikabdeckerkurses, uns ein Angebot: Wir würden entweder eine Klausur wie jeder andere Kurs schreiben oder am besagten Kreativwettbewerb teilnehmen und auf Grundlage unserer Abgaben benotet werden. Mit einer eindeutigen Mehrheit war die Entscheidung für die Klausurersatzleistung besiegelt und alle SchülerInnen aus dem Kurs traten entweder einzeln oder in 2er- oder 3er- Gruppen zusammen an.
Mein Teamkollege Szymon Wyszynski und ich beschlossen uns schnell eine Statue aus Stahl zu bauen, da ich aufgrund meines Hobbys bereits die meisten nötigen Fähigkeiten und Werkzeuge besaß. Die Statue sollte aus einem stählernen Grundgesetzbuch bestehen, welches mit einer Ecke in einer Grundplatte steckt und Risse in diese treibt. Diese Grundplatte sollte die Missstände, die vor Einführung des Grundgesetzes herrschten, darstellen.
Die Skulptur haben wir ausschließlich aus Stahl vom Schrottplatz, den ich bereits zu Hause hatte, gebaut. Dadurch wurde nicht nur die Größe der eigentlichen Statue bestimmt, sondern das ganze Projekt recht nachhaltig gestaltet.
Da bis zum Einsendeschluss am 13. Mai noch „viel“ Zeit war, ließen wir es mit unserem doch recht großen Projekt zunächst langsam angehen. Als erstes ging es ans Zurechtscheiden und -schleifen der Teile des Grundgesetzbuches. Dieses ist wie ein Kasten konstruiert und besteht aus zwei Stahlplatten als Buchdeckel, drei Stahlstreifen mit eingeschliffenem Relief, das die Seiten darstellt, und einem Ausschnitt eines Stahlrohrs als Buchrücken. Bis ich diese Teile fertig verschweißt und beschliffen hatte, waren es bereits nur noch einundhalb Wochen bis zur Abgabe. Die Herstellung der Grundplatte mussten wir dann also zügiger angehen.
Diese besteht aus einem Rahmen aus L-Stahlprofilen, welchen ich dann mit einer, in vier „Bruchteile“ zerschnittenen, Stahlplatte verschweißt habe.
Dann mussten wir nur noch die Schriftzüge auf dem Grundgesetzbuch und dem Sockel elektrolytisch einätzen, Buch und Sockel verschrauben und der Statue ein Schicht Öl als Schutz gegen Rost zu verpassen und das Werk war vollbracht.
Ein oder zwei Wochen nachdem wir die Statue als Video- und Bildmaterial offiziell eingereicht hatten, teilte Herr Emmel Szymon und mir fröhlich mit, dass wir, als eins der Gewinnerteams, samt ihm und zwei Begleitpersonen zur Siegerehrung am 12.6.2024 eingeladen waren.
Am Tag der Preisverleihung trafen Szymon, seine Mutter und ich uns direkt im Schauspielhaus, dem Ort des Geschehens, mit Herrn Emmel und Herrn Bötcher, unserem Jahrgangsleiter.
Dort wurden alle Gewinnerteams herzlich mit einem kleinen Frühstücksbuffet empfangen.
Als wir dann endlich zur Siegerehrung in den Theatersahl gelassen wurden, stieg die Aufregung plötzlich an. Für uns waren Plätze in der ersten Reihe neben Stephan Weil und Julia Hamburg reserviert, was Herrn Emmel sehr rrfreute und zugleich ein erstes Indiz für unseren Erfolg war. Doch bevor es soweit war, spielte die Big Band Behrenbostel mit Starsaxophonistin Leonora Tomanowski, ebenfalls von unserer Schule, ersteinmal ein paar tolle Stücke vor.
Die Preise wurden von jung nach weniger jung verliehen und vom Letztplatzierten bis zum ersten Platz verliehen, was die Anspannung weiter ansteigen ließ. Nach gefühlten zwei Stunden war unser Jahrgang endlich an der Reihe. Von Platzierung zu Platzierung wuchs die Spannung und dann, als Erster Platz, wurden wir endlich vom Moderator aufgerufen. Vor dem 200 Personen starken Publikum durften wir dann unsere Statue ein wenig vorstellen, ein paar Fragen beantworten und uns vom Niedersächsischen Ministerpäsident und der Niedersächsischen Kultusministerin unsere Urkunden für den ersten Platz der Sek II überreichen lassen.
Schließlich endete die Veranstaltung in einem variantenreichen Büffet und mit nun sehr leichten Schultern.
Der Aufwand hatte sich gelohnt – nicht nur wegen des Preisgeldes sondern auch wegen dem stolzen Herrn Emmel, der sich mit dem Vize und amtierenden Ministerpräsident unterhalten durfte.
Tobias Göhring
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