Personen am GBG: Herr von Stuckrad-Barre

Seit einigen Monaten schon hat das GBG einen Schulpastor. Im Interview mit unseren Reporterinnen Tina und Marla könnt ihr Herrn von Stuckrad-Barre nun etwas besser kennenlernen.

Tina: Sie sind ja noch nicht so lange auf der Schule, erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Eindruck, den sie von unserer Schule hatten?

Herr von Stuckrad-Barre: Ja, da kann ich mich noch sehr gut daran erinnern. Es war ein Mittwoch und ich hätte eigentlich bei einer Religionslehrerin hospitiert, da ich ja lernen wollte Religion zu unterrichten und die war jedoch gar nicht da. Deswegen hatte ich die ersten Stunden Werte und Normen bei Herrn Jess und die anderen zwei bei Herrn Bause Erdkunde. Da hab ich dann auch ein paar neue Dinge dazugelernt und dachte mir im Nachhinein zuhause, dass ich zu meiner Schulzeit auch gerne solche Lehrer wie die beiden gehabt hätte.

Marla: Was war ihr lustigstes Erlebnis hier auf unserer Schule?

Herr von Stuckrad-Barre: Was wirklich immer lustig ist, ist das Lehrerfußball. Es wird immer viel gelacht und es ist wichtig, auch so etwas an der Schule zu haben, wo man einfach Spaß miteinander hat!

Tina: Was hat sie dazu bewegt Schulpastor zu werden? Gab es ein bestimmtes Erlebnis oder Vorbild, dass sie geprägt hat?

Herr von Stuckrad-Barre: Das war eher eine familiäre Entscheidung. Ich habe nämlich einen neunjährigen Sohn und möchte mehr Zeit für ihn haben. Ich war früher Dorfpastor in der Region Hannover, das bedeutet, ich war abends ganz viel weg und auch am Wochenende gibt es verschiedene Veranstaltungen wie Hochzeit, Taufe und so weiter, weswegen ich sehr wenig Zeit für die Familie hatte. Und das ist nicht schön für ein Kind. Und dann hab ich mich vor zwei Jahren also hier beworben, an diese Stelle, und das war sehr gut für mich aber vor allem auch für meine Familie.

Marla: Und was macht man so als Schulpastor?

Herr von Stuckrad-Barre: Ich gebe 16 Stunden Religionsunterricht und außerdem bin ich bei der Seelsorge. Also ich bin ansprechbar bein Probleme und alles, was man mir erzählt, bleibt erstmal auch bei mir und kann man mir anvertrauen. Ich helfe auch mit beim Aufbau des Krisenreaktionsteams. Das ist dafür da, wenn es Notfälle gibt an der Schule, wie man sich verhält und so weiter. Und bin da für Kinder, die soziale Probleme haben, Konflikte haben oder einfach mal über ihre Krise sprechen wollen. Oder auch für Kolleg*innen, wenn die das möchten.

Ich mache auch den Abi-Gottesdienst, aber das nicht alleine, sondern mit den Schülern.

Tina: Sie haben also eine Schweigepflicht?

Herr von Stuckrad-Barre: Ja und zwar die höchste, die es gibt. Wenn man mir etwas anvertraut dann darf ich das nicht weitergeben, es sei denn, die Person erlaubt es mir.

Tina: Was gefällt Ihnen am meisten an Ihrer Arbeit und was ist manchmal ein bisschen herausfordernd?

Herr von Stuckrad-Barre: Am meisten gefällt es mir, wenn junge Menschen, egal in welchem Jahrgang sie sind, selber Fragen entdecken und eigenständig etwas sagen können. Wenn man also dabei zusehen kann, wie etwas entsteht. Ich freue mich immer, wenn zum Vorschein kommt, was ihr schon könnt, was ihr schon seid. Und wenn ich das begleiten kann, dann ist das sehr beglückend.

Schwierig ist, ich vermute, dass das für viele schwierig ist, dass sich durch das Digitale viel verändert hat. Ich fahre jeden Morgen mit der Straßenbahn hier her und sehe andauernd Menschen mit ihrem Handy oder IPad, was auch immer. Und dadurch hat sich Kommunikation und das Zusammenleben verändert und das fällt mir auf, was für eine starke Rolle das spielt.

Tina: Wenn Sie eine historische Person zum Abendessen einladen könnten, wer wäre das und warum?

Herr von Stuckrad-Barre: Also ich hätte mich wirklich, wirklich gerne mal mit Willy Brandt unterhalten. Er war Bundeskanzler von 1969 bis 1974 und er ist selber vor den Nazis geflüchtet als junger Mensch und ist dann nach dem Krieg heimgekommen und hat viel bewegt für die Demokratie in unserem Land und auch für den Frieden in der Welt. Und mit dem hätte ich mich wahnsinnig gerne mal unterhalten, weil ich den so mutig und so wichtig fand.

Marla: Gibt es jemanden, mit dem Sie gerne die Pause verbringen?

Herr von Stuckrad-Barre: Ja, da gibt es einige. Ich kann sagen, dass ich sehr glücklich bin über die Kollegialität, die wir hier haben. Und ich habe viele im Lehrerzimmer, mit denen ich gerne zusammensitze und lache oder auch ernste Dinge bespreche. Und ich bin auch sehr, sehr gut unterstützt worden. Denn wenn man ein Leben lang Pastor war, kann man ja nicht so einfach von einem auf den anderen Tag unterrichten. Das muss man auch lernen. Also die Bewährung hat man durch das kirchliche Examen, aber Unterricht machen ist richtig schwer. Und ich lerne immer noch. Und dabei werde ich sehr gut von denen unterstützt und ansonsten mache ich eben auch solche Sachen, wie Fußballspiele mit ihnen oder Skat spielen. Und es ist sehr gesellig im Kollegium.

Tina: Wenn Sie einen Tag lang an unserer Schule ein Schüler wären, in welchen Unterricht würden Sie unbedingt gehen wollen?

Herr von Stuckrad-Barre: Also am meisten interessieren mich tatsächlich, das habe ich immer geliebt, solche Fächer wie Geschichte und Politik. Und die finde ich auch super wichtig. Ich würde die auch niemals als Nebenfächer bezeichnen. Also es wird ja immer gesagt, Mathe ist ein Hauptfach und Mathe ist ganz wichtig. Und ich würde sagen, Fächer wie Geschichte und Politik sind unfassbar wichtig, weil wir uns alle bewusst machen müssen, wo das herkommt, dass wir jetzt in Freiheit leben und wie sehr wir das alle zusammen verteidigen müssen. Und ich glaube, dass man das nicht kann, ohne sich in der Geschichte und auch in der politischen Welt sehr gut auszukennen. Diese Fächer fand ich schon immer am spannendsten und die liebe ich auch.

Marla: Haben Sie irgendwie einen Lieblingsort an der Schule oder so?

Herr von Stuckrad-Barre: Die Cafeteria.

Tina: Ja, da sieht man Sie auch am häufigsten.

Herr von Stuckrad-Barre: Ja!

Tina: Wenn Sie sich etwas wünschen könnten, was würden Sie an unserer Schule gerne bewahren und was würden Sie vielleicht gerne verändern?

Herr von Stuckrad-Barre: Also ich möchte gerne bewahren und dazu beitragen, dass wir diesen guten Geist, den wir hier haben, das gute Miteinander behalten. Ich finde, das darf man ja sagen, in diesem Jahr hatten wir auch zwei sehr heftige Erfahrungen, dass Schülerinnen gestorben sind und ich fand, dass da die Schule ganz toll zusammengehalten hat und wir sehr gut waren. Ich würde mir für euch, alle die hierher kommen, wünschen, dass dieser Umbau viel schneller geht und ich finde, das, was neu entsteht, wird echt gut und jetzt ist da ja noch dieser Abriss und es fehlt ja noch sehr viel. Ich würde mir für Euch noch bessere Lernbedingungen in jeder Hinsicht wünschen. Nicht nur was Digitalisierung betrifft, aber dass Ihr schöne Räume habt, dass es auch draußen, dass die Landschaft um die Schule herum so gut gemacht wird. Das ist im Werden, aber es ist irgendwie noch unfertig. Da würde ich mir echt wünschen, wenn ich euch jetzt sehe, ihr werdet es gar nicht mehr erleben, dass die Schule mal fertig ist. Und das finde ich schade, dass das so lange dauert.

Tina: Das ist sehr nett, danke. Die Schule wird ja umgebaut, seitdem wir in der fünften Klasse sind.

Herr von Stuckrad-Barre:Ja, ihr kennt es gar nicht anders als so.

Marla: Gibt es einen Satz oder einen Gedanken, der Sie in Ihrem Leben besonders begleitet hat?

Herr von Stuckrad-Barre: Ja, tatsächlich ist das ein Satz von John F. Kennedy. Den hat er gesagt, als er im Juni 1963 in Berlin war. Da war die Berliner Mauer noch nicht so lange da und dann hat er ein Wort gesagt. Er hat sich dahingestellt und er hat gesagt, früher war es toll, wenn man sagen konnte, wie Paulus, ich bin ein römischer Bürger. Heute ist es etwas Tolles, wenn man sagen kann, ich bin ein Berliner, weil die ganze Welt auf dieses eingemauerte Berlin guckt, was trotzdem in Freiheit sein durfte. Also der Teil der Westberlin, wo ja Freiheit war. Ich kann mich selber noch an dieses eingemauerte Berlin erinnern. Und mir ist Freiheit ganz wichtig. Und deswegen fand ich das toll, dass der damalige amerikanische Präsident, gesagt hat: „Ich bin ein Berliner.“ Und gesagt hat, ich bin solidarisch mit euch. Und das würde ich mir wünschen, dass es heute auch wieder so wäre, dass sich der amerikanische Präsident und alle anderen Politikerinnen und Politiker für die Freiheit stark machen und sich solidarisch erklären mit denen, die bedroht sind. Und deswegen fand ich diesen Satz, ich bin ein Berliner, so toll.

Tina: Das ist richtig schön! Vielen Dank, dass sie mit uns dieses Interview gemacht haben, es hat uns sehr viel Spaß gemacht!

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